Wissen von 0-99 - alles unter einem Dach
Ullmer, Rebecca
Zukünftig wird es immer mehr Menschen geben, die einen Ort suchen, der weder Arbeitsplatz / Schule noch Zuhause ist, um dort zu lesen, zu lernen, elektronische Medien zu nutzen, zum wissenschaftlichen Arbeiten, zum Austauschen, zur Entspannung oder zur Unterhaltung. Mit diesen steigenden Bedürfnissen nach einem dritten Ort, der weder privat noch beruflich/schulisch ist, gewinnen Bibliotheken seit geraumer Zeit an Zulauf. Dies zeigt sich beispielsweise in München oder auch in Hamburg. Um auf diese Entwicklung reagieren zu können, benötigen Bibliotheken neue flexible Konzepte und auch eine bedarfsorientierte Ausrichtung. In Folge dessen wandeln sich die Aufgaben der Bibliothekare, vom Bewahrer von Büchern zum Vermittler von Wissen und Information. Um diesen Schritt gehen zu können, benötigt es einen offenen, flexiblen und zukunftsorientierten Einsatz im Bibliothekswesen und die Akzeptanz, Forschungsmethoden aus anderen Bereichen anzuwenden und das Wissen aus an das Bibliothekswesen angrenzenden Bereichen zu nutzen. Genau an diesem Punkt setzt das Projekt "Wissen von 0-99 - alles unter einem Dach" an. Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss zweier Bibliotheken. Die wissenschaftliche Bibliothek der Fachhochschule Wiener Neustadt und die Stadtbücherei Wiener Neustadt sollen zusammengeschlossen werden. Die Fusion der beiden Bibliotheken ist Teil eines größeren Projektes, dem Bau eines City-Campus im Stadtzentrum von Wiener Neustadt, und derzeitig einzigartig in Österreich. Seit März 2017 gibt es zu diesem Projekt ein Konzept. Die Konzeptschwerpunkte beziehen sich sowohl auf die Bevölkerung Wiener Neustadts, als auch auf die Studierenden der Fachhochschule. Das Konzept sieht eine Erweiterung in folgenden Bereichen vor, Vermittlung von Medienkompetenzen, Leseförderungen und Partizipation von Jugendlichen, um nur einige zu nennen. Räumlich umgesetzt wird der Zusammenschluss der beiden Bibliotheken in der Karmeliterkirche in Wiener Neustadt. Die Kirche befindet sich in zentraler Lage mit günstigen Verkehrsanbindungen. Das Kirchenschiff soll ausgestattet werden mit Leseplätzen und Studierzonen, aber auch offen sein für Veranstaltungen. Der gesamte Buchbestand wird sich im Kellergeschoß der Kirche befinden. Der neugeschaffene Raum soll die Möglichkeiten zum Lernen, Arbeiten und Arbeiten in Gruppen oder einfach nur zum Lesen bieten. Die Nutzer sollen einen Raum in der Stadt vorfinden, der als zentraler Erlebnis- und Inspirationsraum, als lokaler Treffpunkt und als Raum ohne Konsumzwang gesehen werden kann.
Zusammenfassend schafft das Projekt folgende Win-Win-Situationen: BüchereibenutzerInnen der Stadt Wiener Neustadt: immenser Zugewinn an zusätzlichen verfügbaren Medien durch die Nutzung des Bestandes der FH Bibliothek, Wissenstransfer durch hochqualifizierte BibliothekarInnen, enorme Ausweitung der Öffnungszeiten;
Öffentliche Hand: effizienter und ressourcenschonender Einsatz von Raum, Personal und Technik; Stadt Wiener Neustadt: Imagegewinn durch ein europaweit angesehenes und überaus progressives und ambitioniertes Projekt; FH StudentInnen: durch Verfügbarkeit von nicht nur wissenschaftlichen, sondern auch "Freizeitmedien" in ihrer Hochschule, und die Möglichkeit, sich durch Mitarbeit in einer innovativen Organisation erste Sporen zu verdienen;
BibliotheksmitarbeiterInnen: Motivation durch Pionierprojekt, Publikationen, Kongressbeiträge im In- und Ausland, neue Maßstäbe setzen in der Bibliothekswelt;
FH Wiener Neustadt: lässt Kinder- und Jugendliche FH-Luft schnuppern und baut durch eine coole, moderne, kreative und freundliche Bibliothek ein positives Image für potentielle künftige Studierende auf und steigert ihren Bekanntheitsgrad;
Dieses Projekt gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, einen großen Schritt in die Wissenschaftsgesellschaft zu machen.