Regionalia digital: Präsentations- und Zugriffsmöglichkeiten auf digitalisierte regionale Quellen
Syré, Dr., Ludger
Landes- bzw. Regionalbibliotheken haben auf dem Sektor der Digitalisierung mindestens zwei Verpflichtungen: Auf der einen Seite sollten sie das in ihren Häusern überlieferte Kulturelle Erbe der Region in elektronischer Form zur Verfügung stellen. Hier geht es insbesondere um mittelalterliche Handschriften und handschriftliche oder gedruckte Musikalien, aber natürlich auch um Inkunabeln, Drucke des 16. bis 18 Jahrhunderts sowie um historische Karten, Nachlässe und Autographen und weitere Sondersammlungen. Auf der anderen Seite sollten sie älteres regionales Schrifttum aller Art ins Netz stellen, um der regional ausgerichteten Wissenschaft, also ihrer ureigensten Klientel, eine angemessene digitale Forschungsumgebung anbieten zu können.
Der Vortrag widmet sich in erster Linie der zweiten Teilaufgabe dieses umfassenden Digitalisierungsprogramms für Regionalbibliotheken und lässt sich dabei von folgender Frage leiten: Kann eine Bibliothek zum Aufbau ihrer Digitalen Sammlung eine kommerzielle Standardsoftware einsetzen und dennoch ihren Nutzern für die unterschiedlichsten regionalen Bestände materialspezifische Sucheinstiege anbieten? Dass dies auch bei kleinem Budget möglich ist, wird am Beispiel unterschiedlicher Dokumenttypen aufgezeigt, die in den vergangenen Jahren durch die Badische Landesbibliothek digitalisiert worden sind.
Darunter befinden sich serielle historische Quellenwerke wie lokale Adressbücher, Gesetz- und Verordnungsblätter oder Protokolle der Ständeversammlungen bzw. Landtage, historische Tageszeitungen mit ihren Beilagen, Theaterzettel, Orts- und Landschaftsansichten, Karten und thematisch ausgewählte Sammlungen mit Regionalbezug wie etwa Kochbücher, Weltkriegsliteratur und schließlich auch Noten der Hofmusik. Für die genannten Materialarten wurden jeweils spezielle Sucheinstiege hinzuprogrammiert, darunter Zeitleisten, Kalenderansichten, Kurzbiographien, Links auf eigene und fremde elektronische Ressourcen, digitale Karten, virtuelle Ausstellungen, Titel- und Verfasserregister oder auch Transkriptionen und Neueditionen. Zusammen mit der Volltexterschließung mittels OCR ergeben sich auf diese Weise Zugriffsmöglichkeiten, die über die reine Imagepräsentation hinausgehen.
Die Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek, die zum Jahresbeginn 2017 rund 2,1 Millionen Images umfassten, werden Jahr für Jahr ausgebaut, indem weitere regionale Quellen und Schriften digitalisiert werden. Neben diesem quantitativen Wachstum sind aber auch weiterhin qualitative Aspekte zu berücksichtigen: Komfortable Einstiege schaffen nicht nur einen Mehrwert, sondern erhöhen auch den Anreiz zur Nutzung eines Angebots.