FRAGMENTARIUM und die digitale Fragmentenforschung

Drescher, Veronika

Fragmente mittelalterlicher Handschriften bieten im Gegensatz zu Codices ein bisher noch weitgehend unbearbeitetes Feld. Abgesehen von einzelnen, nicht selten sensationellen Fällen, wurden Fragmente selten systematisch untersucht. Dies ist besonders darauf zurückzuführen, dass Fragmente, insbesondere jene, die als Makulatur in Handschriften eingebunden sind, bisher nur von wenigen Sammlungen katalogisiert wurden und dadurch für die Forschung nur sehr schwer zugänglich sind. Fragmentarium beabsichtigt nun, das Internet als zentrale Arbeitsstelle für die Inventarisierung, Katalogisierung und wissenschaftliche Erforschung von mittelalterlichen Fragmenten einzusetzen. Fragmentarium ist ein auf drei Jahre angelegtes und an der Universität Freiburg (Schweiz) beheimatetes internationales Projekt, welches eng mit e-codices, der virtuellen Handschriftenbibliothek der Schweiz, zusammenarbeitet.

Das Ziel von Fragmentarium ist es, im Zuge des Projektes eine Web-Applikation zu erstellen, welche das Katalogisieren und wissenschaftliche Arbeiten mit Fragmenten im Internet ermöglicht, auf diese Weise den Zugang zu Fragmenten erleichtert und der Erforschung derselben einen neuen Anstoß geben soll. Die Interoperabilität sowohl der Metadaten wie auch der Bilder ist unserer Meinung nach hierbei von besonderer Bedeutung. Um diese zu gewährleisten, wird die Web-Applikation unter anderem mit dem Shared Canvas Data Model arbeiten und IIIF-Importe (International Image Interoperability Framework) ermöglichen. Die Applikation wird zunächst als ein geschlossenes Laboratorium mit Hilfe von internationalen Partnerinstitutionen in 12 bis 15 Case Studies auf ihre Funktionalität für die Fragmentenforschung hin getestet. Zu Projektende soll sie sowohl Bibliotheken als auch Forschern und Sammlern frei zugänglich und als Open Source frei verfügbar sein. Zum Zeitpunkt des Österreichischen Bibliothekartags 2017 in Linz wird das Frontend der Datenbank bereits für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Vortrag soll aber speziell auch einige Einblicke ins Backend und die bisherigen Möglichkeiten der Anwendung geben.