Erschließung oder Metadatenmanagement?

Schuh, Stefan

Der Bestand an elektronischen Ressourcen ist in den letzten Jahren zu einem bestimmenden Faktor in wissenschaftlichen Bibliotheken geworden. Diese Ressourcen kommen oft in Paketen zu zehntausenden Titeln und sind mit entsprechenden Kosten verbunden. Die Kosten solcher Pakete sind nicht zuletzt durch deren starke Nutzung zu rechtfertigen. Entsprechende Zugriffszahlen können aber nur dann gewährleistet sein, wenn Metadaten vorhanden sind, die einen solchen Zugriff überhaupt erst ermöglichen. Die bloße Auffindbarkeit sicherzustellen, ist dabei nur das Minimum.

Die schiere Größe solcher Pakete lässt daran zweifeln, dass die Metadaten der darin enthaltenen Ressourcen noch "von Hand", also von ErschließerInnen in unseren Bibliotheken, erstellt und gepflegt werden könnten. Bisher war das Mittel der Wahl deshalb das Einspielen von Metadaten, die von den Verlagen zur Verfügung gestellt oder aus anderen Quellen akquiriert wurden, in die Bibliothekskataloge. Aber genügt die Qualität dieser Daten unseren Ansprüchen?

Von Cloud-Systemen erhofft man sich in dieser Hinsicht noch eine weitere Effizienzsteigerung: Keine mühsame Aufbereitung und Einspielung von Datenlieferungen mehr, sondern nur noch das einfache Aktivieren ganzer Pakete mit wenigen Klicks. Aber ist es wirklich so einfach?

Die damit einhergehende Zeit- und Ressourcenersparnis hat natürlich ihren Preis: Die Qualität solcher Daten liegt oft deutlich unter dem Standard, den wir von unseren ErschließerInnen in den Bibliotheken erwarten. Aber ist das wirklich ein Problem?

In diesem Vortrag geht es sowohl um die Rolle von ErschließerInnen in einer zunehmend durch Automatisierung und Copy-Cataloging geprägten Umgebung, als auch um die Ansprüche an und den Umgang mit Verlagsmetadaten. Ohne die automatisierte Einspielung von Metadaten in Bibliothekskataloge oder deren Einbindung in Discovery-Systeme wird es in Zukunft nicht gehen – ohne die Datenqualität, die von intellektueller Erschließung sichergestellt wird, auch nicht.