Zwischen zwei Stühlen? Requirements-Engineers als Mittler zwischen IT und Bibliothek

Blumesberger, Susanne

Vor allem wissenschaftliche Bibliotheken übernehmen immer häufiger neue Aufgaben, wie beispielsweise forschungsunterstützende Services. Beim Aufbau von Infrastrukturen bzgl. Forschungsdatenmanagement oder Repositorien ist eine enge Zusammenarbeit mit IT-Abteilungen, bzw. IT-Firmen grundlegend. Diese Zusammenarbeit kann zu einer Herausforderung werden, wenn sie nicht ausreichend vorbereitet und geplant wird. Häufig haben IT-Fachleute und BibliothekarInnen unterschiedliche Zugänge zu den Anforderungen an diverse Systeme, verwenden oft andere Begriffe und gehen unterschiedlich mit Projekten um. Dieses Phänomen kennt man in der Wirtschaft schon länger, deshalb sind dort schon seit einiger Zeit Requirements-Engineers angestellt, deren Aufgabe es im Wesentlichen ist, zwischen den AnwenderInnen und den IT-Fachleuten zu vermitteln und gewissermaßen Anforderungen nach beiden Seiten hin zu übersetzen und den gesamten Prozess von der Erstellung der Anforderungen bis zur Umsetzung kompetent zu begleiten. Sie haben daher eine Vermittlerrolle oder Brückenfunktion und zeichnen sich dadurch aus, dass sie zunächst Anforderungen von AnwenderInnen hinterfragen, gut zuhören können und diese Bedürfnisse dann den technischen MitarbeiterInnen so vermitteln, dass nichts unberücksichtigt oder unklar bleibt. Auch Rückmeldungen der IT-Abteilungen werden den AnwenderInnen in einer Weise nahe gebracht, dass es zu keinen Missverständnissen kommt und dass auf Rückfragen angemessen und konstruktiv reagiert werden kann. Kostenintensive Umwege und Fehlentwicklungen werden damit vermieden.

Eine eben fertig gestellte Masterarbeit zum Thema „Requirements-Engineering an wissenschaftlichen Bibliotheken. State of the Art und Zukunftsperspektiven“ hat gezeigt, dass Requirements-Engineering zur Zeit erst in wenigen Bibliotheken ein Thema ist. Diese Kompetenz wird weder in Ausbildungen an Bibliotheken angeboten, noch ist sie im Curriculum des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies“ verankert.

Der Vortrag stützt sich auf die Ergebnisse einer österreichweiten Umfrage im Rahmen der Masterarbeit und fokussiert auf mögliche künftige Einsatzgebiete von Requirements-Engineering an wissenschaftlichen Bibliotheken sowie auf die erforderlichen Voraussetzungen.