Handschriftenerfassung a la Web 4.0

Neuböck, Gregor

Die OÖ Landesbibliothek hat schon vor mehreren Jahren begonnen ihren Handschriftenbestand zu digitalisieren und im Web zur Verfügung zu stellen. Da innerhalb des Hauses nur sehr begrenzte personelle Ressourcen zur Verfügung standen und darüber hinaus das fachspezifische Wissen zur tieferen Erfassung von Handschriften nicht vorhanden war, suchte man nach Möglichkeiten, diese Arbeiten in den Bereich der wissenschaftlichen Community zu verlagern.
Schon seit mehreren Jahren wurden und werden unsere mittelalterlichen Handschriften von einzelnen WissenschaftlerInnen einschlägig beforscht und so nutzten wir diese Kontakte, um geeignete Online-Werkzeuge zu entwickeln, die eine wissenschaftliche Bearbeitung über das Internet ermöglichen sollten.

Innerhalb der beiden letzten Jahre gelang es uns, einige bemerkenswerte Tools zu entwickeln und diese der Wissenschafts-Community zur Verfügung zu stellen.
Seit Herbst 2016 arbeiten wir mit diesen Werkzeugen produktiv und freuen uns über wissenschaftliche Tiefenerfassungen bei unseren Handschriften. Teilweise sind dies Transkriptionen, Forschungen zur Buchmalerei oder inhaltlich tiefere Erkenntnisse, die nun sukzessive eingearbeitet werden.

In jedem Fall erzeugen diese eine Win-win-Situation für alle Protagonisten. Die Bibliothek erhält einerseits neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Handschriften und kann dadurch aktuelle Erkenntnisse in ihren Handschriftenkatalog einfließen lassen, andererseits bekommen die WissenschaftlerInnen Werkzeuge in die Hand, die ihnen unabhängig von Ort und Zeit die Möglichkeit bieten, an Handschriften ressourcenschonend zu forschen. Dadurch dass die Erkenntnisse online verfügbar sind, stehen diese allen anderen WissenschaftlerInnen zu weiteren Forschungen dauerhaft (Permalinks) zur Verfügung.

Eine eigene Rechtevergabe steuert den Zugriff und garantiert einen geordneten Ablauf der Online-Arbeit, je nach Arbeitsbereich. So benötigt z.B. die inhaltliche Tiefenerfassung (muss mit Sonderrechten einzeln freigeschaltet werden) wesentlich umfangreichere Rechte, als eine einfache Annotationsfunktion auf einzelnen Seiten. Insgesamt kann schon jetzt das Resümee gezogen werden, dass wir mit Hilfe dieser Werkzeuge nun eine Tiefenerfassung unserer Handschriften ermöglichen, die wir selber niemals hätten leisten können.