Innovationsorientierte Personalentwicklung - Bibliotheken auf dem Weg zum Kompetenzmodell

Georgy, Ursula

Eine Befragung des ZBIW – Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung der TH Köln hat ergeben: „zurzeit findet noch keine gezielte Personalentwicklung statt, die von der Leitungsebene initiiert wird, sondern dass die Planung überwiegend in der Hand der einzelnen Mitarbeiter liegt. Es wird jedoch auch deutlich, dass ausreichend Motivation vorhanden ist, die für strategische Planungen auf Leitungsebene genutzt werden könnte.“ (Albers, Fühles-Ubach, Georgy 2016, S. 503 f.)

Damit Bibliotheken auch künftig dem immer stärker werdenden Innovationsdruck standhalten können, bedarf es mehr denn je einer systematischen Personalentwicklung mit sich ständig verändernden Kompetenzen. Für erfolgreiches Innovationsmanagement ist es erforderlich, dass Bibliotheken über mehr verfügen als über ein Innovationsmanagement(system). Es bedarf kompetenter Personen, die Innovationsprojekten mit viel Engagement zum Erfolg verhelfen. Es bedarf Personen, die quasi als Promotoren für die Bibliothek der Zukunft agieren: Sie zeichnen sich neben ihren erfolgskritischen Kompetenzen im Bereich Innovation durch Einfluss in der eigenen Einrichtung aus, um eine innovationsförderliche Organisationskultur zu schaffen, zu erhalten und immer weiter zu steigern.

Fachwissen allein ist vielfach nicht mehr ausreichend, um als Unternehmen / Institution erfolgreich zu sein, da Routine- und Standardaufgaben einen immer geringeren Raum einnehmen und in immer stärkerem Maße durch automatisierte Systeme ersetzt werden können. Und dieser Trend wird in den nächsten Jahren auch Dienstleistungseinrichtungen wie Bibliotheken maßgeblich verändern. In einer sich schnell verändernden Umwelt mit vielen Unwägbarkeiten ist das zentrale Thema der richtige Umgang mit dem Nicht-Vorhersehbaren und den Fähigkeiten, vorhandenes Wissen und Wissensbestände auf die neuen Situationen anzupassen und möglichst schnell durch den Wandel entstehende Kompetenzlücken zu schließen.

Unternehmen haben inzwischen vielfach eine neues, geändertes bzw. alternatives Verständnis dafür entwickelt, wie (künftig) im Beruf gelernt werden muss und wie Arbeit künftig aussehen kann und wird, um auch langfristig innovativ sein und bleiben zu können. Sie entwickeln ein an der Innovationsstrategie und dem technologischen Wandel ausgerichtetes Kompetenzmodell als Grundlage eines Kompetenzmanagementsystems. Der Nutzen solcher Kompetenzmodelle besteht vor allem darin, dass sie als Raster fungieren, anhand dessen die Organisation die Personalinstrumente strategisch und systematisch auswählen, gestalten und einsetzen kann.

Basis für ein Kompetenzmodell sind nicht die Kompetenzen der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern die vorhandenen Kompetenzen in der Einrichtung als Ganzes. Dies schafft Transparenz auf allen Ebenen, denn es umfasst nicht nur die Erwartungen an eine einzelne Person, sondern die Erwartungen an alle Ebenen / Funktionseinheiten und somit an alle Beschäftigten. Berufliche Handlungskompetenz zeigt sich, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Leistungskompetenzen aufgrund von Veränderungen selbstorganisiert weiterentwickeln. Hinsichtlich innovativen Lösungsverhaltens geht es vor allem auch um eine konstruktive Anpassungs- und Veränderungsbereitschaft (Sonntag 2007, S. 266 f.)

Der Beitrag beschreibt Ansätze aus der Industrie hinsichtlich einer Kompetenzmodellentwicklung, wie sie auch von Bibliotheken eingesetzt werden können. Gleichzeitig wird auf die damit einhergehenden Veränderungen des Lernens und der Weiterbildungskonzepte eingegangen, denn eines ist sicher: Weiterbildung im Rahmen von erstellten Kompetenzmodellen kann nur erfolgreich sein, wenn möglichst viel Erfahrungslernen in die Weiterbildung integriert wird.